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Wenn Geburt und Tod zusammenfallen

Gastbeitrag von Gaia Gabriele Eufinger (noch in Arbeit)

Wie lässt sich das beschreiben? Mein Erleben mit meinem Sternensohn Mantao: 9 Monate hat er in meinem Bauch gelebt und sich dann verabschiedet. Ich fange einfach mal an..

Meine Absicht Mit diesem Beitrag aus meiner persönlichen Erfahrung möchte ich ermutigen, sich bei schmerzlichen Verlusten auf Trauerprozesse einzulassen. Mit verschiedenen Phasen und der ganzen Gefühlspalette, wie Sehnen, Verlassenheit, Traurigkeit, Ärger, Schuldgefühle, Hingabe, Dankbarkeit…um dabei intensives Lebendig ~ Sein und Bereicherung erfahren zu können. Und die Liebe, die sich entfaltet und bleibt!

Mein Leben hat mich vorbereitet

Eine Erfahrung, in der Geburt und Tod zusammenfielen, kam mir zum ersten Mal nahe durch die direkte Mitteilung von Bekannten. Ich fühlte mich zutiefst berührt, erschüttert und ich fand die Vorstellung schrecklich!

Leben umarmen Bei Demian zur Strassen lernte ich einen Weg kennen, das Leben mit meinem ganzen Mensch ~ Sein zu umarmen. In schönen und schmerzlichen Erfahrungen alle Gefühle als sinnvoll anzunehmen: „Vivation“, entwickelt von Jim Leonard, USA. Diese Selbsthilfemethode zur Integration von Gefühlen hat Demian nach Deutschland gebracht und zu „Samaya“ weiterentwickelt. Dabei lerne ich, alle Gefühle bewusst zu fühlen und sogar alles auf seine Weise zu genießen: z.B. bei Angst ganz wach und präsent zu sein und in der Trauer den Kern von Liebe zu spüren.

Wege in Meditation Ich entdeckte Wege in Meditation, die mir helfen, meinen übereifrigen Verstand zu entspannen, mein Herz zu öffnen und Leben zu empfangen.

Vorbereitung in der Schwangerschaft

Vielfältige Gefühle annehmen
Der Überraschung: ich bin schwanger folgten vielfältige Gefühle: Freude und Zärtlichkeit für unser „Bauchbaby“, auch Unsicherheit und Angst vor Überforderung, vor allem bei einem evtl. behinderten Kind. Dabei waren „Vivation“ – Übungen im Austausch mit meinem Partner Robert Arjun Hodapp und die Begleitung von meiner Lehrerin Gabriela Brandt und unserem Lehrer Demian zur Strassen sehr hilfreich, um alle Gefühle anzunehmen.

Horror oder Heilsam?! Von meiner Studienfreundin Petra Hugo hörte ich vom liebevollen Umgang mit dem Tod eines Kindes in ihrem Freundeskreis. Das hat mich tief beeindruckt und mir gezeigt, dass viel von unserer Haltung abhängt: begegnen wir einer schwierigen Situation ablehnend, erleiden wir einen schmerzlichen Verlust eher als Horror. Im Annehmen und Einlassen auf das, was ist, öffnen sich Chancen, es für uns stimmig und heilsam zu gestalten.

Vom üblichen Umgang im Krankenhaus In einem Schwangerschaftsbuch las ich vom üblichen Umgang in Krankenhäusern mit „Infans mortuus“: die toten Babies wurden den Müttern sofort nach der Geburt weggenommen und „entsorgt“. Angeblich, um ihnen den Schmerz zu ersparen! Danach haben sich diese verlassenen Mütter unendlich nach ihrem Kind gesehnt und es gesucht.

Unsere größten Ängste und was helfen kann

Im Schwangerschaftskurs im Geburtshaus fragten die Hebammen nach unseren größten Ängsten. Auf unsere Mitteilungen antworteten sie, dass niemand Garantie für ein gesundes Baby geben könne. Sie zeigten uns Übungen, um unser Vertrauen in unseren Körper und ins Leben zu stärken. Uns zu entspannen in der Gewissheit, dass Unterstützung für uns da ist.

Fragezeichen und Signale von Innen In der Zeit der Erwartung nach dem errechneten Geburtstermin gab es bei häufigen Untersuchungen Fragezeichen, ob es dem Kind noch gut gehe? Dabei kamen von Innen Signale: Alles okay! Lassen…

Willkommen für unser Kind Wir ahnten schon, dass diese Schwangerschaft nicht den üblichen Verlauf nehmen könnte. Im intensiven Kontakt mit unserem Bauchbaby gaben wir ihm unser Willkommen, mit allem, was es mitbringen würde. Dabei fühlten wir uns zu Dritt innig verbunden, als starkes Team.

Ermutigung Die Lektüre von „Heilweise“, (Frauenoffensive), gerade rechtzeitig erschienen von meiner Lehrerin Susun Weed, ermutigte uns sehr, uns unserer Herzensweisheit anzuvertrauen. Und uns auf eine einzigartige Erfahrung in der veränderlichen Lebensspirale einzulassen.

Von der Ahnung zur traurigen Gewissheit

Freitags hatte uns ein Arzt nach einer Untersuchung im Krankenhaus empfohlen, nach dem Wochenende die Geburt dort einleiten zu lassen.

Am Samstag kriecht ab morgens in mir die Ahnung hoch, dass unser Kind nicht mehr lebt. Die ersten aufkommenden Gedanken wehre ich schnell ab. In meiner Mittagsruhe konnte ich bisher deutlich Bewegungen meines Bauchbabies spüren.

Diesmal ist es so ruhig in mir… merkwürdig, beunruhigend. Robert freute sich bisher daran, mit seinem Ohr auf meinem Bauch das Herz unseres Babies schlagen zu hören. Diesmal hört er… nichts. Mit seinen Händen auf meinem Bauch spürt er darunter, wie Schmetterlingsflügel sich entfernen…

Von Zuhause ins Geburtshaus ins Krankenhaus Mit wachsender Spannung rufen wir eine Hebamme aus dem Geburtshaus zu uns nach Hause. Sie hört meinen Bauch mit ihrem Hörrohr ab, dann im Geburtshaus mit einem Gerät. Auch sie findet keine Herztöne mehr, das heißt, das Herz unseres Babies hat aufgehört zu schlagen!

Die junge Hebamme informiert uns, dass sie uns in diesem Fall ins Krankenhaus überweisen müsse und fährt uns dorthin.

Von Angst bewegt zu Innerer Ruhe und Klarheit Währenddessen breiten sich in mir ängstliche Gefühle aus: erst wird mir bang, klamm und kalt. Auf der Fahrt in die Klinik steigert sich mein Frösteln, ich schlottere am ganzen Körper, dem gebe ich mich hin.

Jetzt ist es klar, dass unser Baby nicht mehr lebt. Mir kommt: „Ach, Das Ist Es!“ was sich als ganz eigener Verlauf schon angekündigt hatte. Es fühlt sich zutiefst stimmig an… und es wird ruhig in mir.

In der Klinik angekommen, fühle ich mich total wach und wachsam. Ich will auf keinen Fall in die Mühlen des Krankenhauses geraten (s.o.) Durch meine Vorbereitung weiß ich genau, was ich will: alles bewusst erleben und unser Kind auf jeden Fall sehen.

Das bespreche ich sehr klar mit der Ärztin. Sie wollte nach der endgültigen Diagnose per Ultraschall gleich die Geburt einleiten. Doch mit meinem Partner sind wir uns einig, dass wir erstmal nach Hause wollen, das alles in uns sacken lassen.

Wo ist der passende Ort für die „stille Geburt“ unseres toten Babies?

Ich entlasse mich auf eigene Verantwortung aus der Klinik. Mit großer Entschlossenheit, einen geeigneten Platz für uns zu finden, um unser totes Baby nach unserem Empfinden auf liebevolle Weise zu gebären.

Zuhause rufen wir unsere Lieblingshebamme Luisa ( Name geändert ) im Geburtshaus an (auf AB). Und Demian und Gabriela, die wir zur Geburt eingeladen hatten.

Sie kommen sofort zu uns. In ihrem Schoß kann ich langsam entspannen.

Einladung Dann kommt von Luisa aus dem Geburtshaus die erlösende Nachricht mit ihrer Einladung : „Kommt morgen um 11 Uhr. Wir machen das zusammen!“ Endlich kann ich mich fallen lassen… und weinen, traurig, erleichtert und dankbar für die Unterstützung an einem Ort, an dem ich mich gut aufgehoben fühle.

Meine schrecklichste Nacht Draußen tobt ein Gewitter, auch in mir tobt es. Mein Kopf fühlt sich zum Bersten voll an mit quälenden Gedanken und Befürchtungen: Mein Bauchbaby ist tot! Morgen werde ich es gebären, rauslassen und sehen! Wie sieht es aus? Schrecklich? Verkrüppelt? Ist es behindert? (das war vorher meine Angst). Ich hatte noch nie einen toten Menschen gesehen und mich davor immer gefürchtet.

Wir hatten uns beide auch zeitlich voll darauf eingestellt, mit unserem Kind zu leben und uns sehr darauf gefreut.

Wir haben doch alles vorbereitet: die Kommode voll mit Babykleidung, Kinderwagen, Wiege, Babyfell, alles ist da. Und wir sind da, meine Brust voll mit Milch! Wofür?!?

Diese Blase voller Vorstellungen, Erwartungen, Hoffnungen platzt, das alles bricht wie ein Kartenhaus in mir zusammen. In dieser fast schlaflosen Nacht erscheinen mir unsere ganzen Vorbereitungen vergeblich.

Liebevolles Gestalten und Erleben von Mantaos „stiller Geburt“

(Geburtshaus in Berlin am Sonntag, 13. Mai 1990, Muttertag)

Einstimmung im Team Am Morgen kann ich mich zusammen mit meinem Partner Robert in der Atem- Meditation „Nadabrahma“ entspannen, einlassen auf das, was ist und mich zur Geburt hin öffnen.

Um 11 Uhr treffen wir uns im Geburtshaus im Team mit Hebamme Luisa und mit Demian und Gabriela.
Zur Einstimmung tanzen wir auf unseren Wunsch den Kreistanz, den wir im Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt haben: „Einer trage des anderen Last“ zum Kanon von Pachelbel.

Dabei fassen wir uns an den Händen und gehen gemeinsam einige Schritte in die Geburt hinein. Auch wenn mir niemand die Geburtswehen abnehmen kann, fühle ich mich dabei im Kreis gut aufgehoben, begleitet und bereit für die nächsten Schritte. In dieser besonnenen Atmosphäre besprechen wir in aller Ruhe den Ablauf.

Geburtseinleitung Hebamme Luisa gibt mir zuerst eine Fußreflexzonenmassage, dann einen Einlauf. Bei der notwendigen Geburtseinleitung mit Oxytocin weine ich mit Gefühlen von Versagen: ich wollte es doch so gerne ganz natürlich schaffen zusammen mit meinem Baby. Mein Kind ist tot und jetzt brauche ich als Unterstützung einen Schubs. (vom Schaf)

! Es ist so viel Unterstützung für uns da ! Die Hebamme hat für ihren Rückhalt gesorgt durch Rufbereitschaft von Frauenarzt Dr. Wilfried Reuter. Am Abend kommen Dr. Reuter persönlich und Heike Kruner als 2. Hebamme ganz achtsam dazu.

Mit den stärksten Wehen lege ich mich in die Badewanne. Ich fühle mich gut unterstützt in einem Kreis mit meinem Partner und mir im Zentrum. Es tut mir so wohl, immer eine Hand greifen zu können. Und von Luisa eingeladen zu werden in den Moment: „Atemzug für Atemzug…Wehe für Wehe…“, die Schmerzen zu tönen und die Pausen auszukosten!

Der Moment Nach 5 ½ Stunden Wehentätigkeit kommt Der Moment: Ich gebäre unser Kind unter Wasser in die Hände seines Vaters. Er wiegt es eine Weile darin und legt es mir dann auf meinen Bauch.

Endlich halte ich mein Baby in meinen Armen. Ich betrachte es genau… und nenne ihn Mantao. Ich fühle mich total erleichtert, erfüllt von Staunen, Freude und Liebe. Im Raum um uns herum breitet sich Stille aus … Luisa schreibt im Geburtsbericht: „Er sieht schön und friedlich aus und ist vollkommen.“

Wenn Empfang und Abschied dicht beieinander liegen

Eine Nacht zu Dritt Die Nacht verbringen wir Eltern im Geburtshaus im uns bekannten Gruppenraum. Auf einem Futon mit Mantao in unserer Mitte sauge ich seine Gegenwart mit allen Sinnen in mich auf. Am nächsten Tag würde der Bestatter Mantaos toten Körper abholen, so war es geplant.

Wir brauchen noch Zeit mit einander Am Morgen danach breche ich in Tränen aus. Ich fühle mich erschöpft und noch nicht bereit für den Schritt, mein Kind an den Bestatter abzugeben.

Die Hebammen beraten sich… es wird klar, dass wir noch Zeit miteinander brauchen. Sie bieten uns an, Mantao noch eine Weile bei ihnen in einem extra Raum gekühlt aufzubahren. Wir nehmen ihn lieber mit nach Hause.

Kostbare Zeit mit Mantao Zuhause Robert baut ihm ein schönes Lager: er hatte ihn nach der Geburt in selbst genähte Moltontücher gewickelt. Darin verpackt legt er ihn auf das Babyfell (mit Kühlkissen) auf der Wickelkommode in meinem Schlafzimmer. Dort lasse ich mich gleich ins „Wochenbett“ sinken.

2 Tage haben wir Zeit mit Mantao zuhause zu Sein. Kostbare Zeit! Wir verbringen gemeinsam viele Stunden an seinem Lager.
Da sitze ich, weine, fühle so viel Liebe für mein Kind, doch mit meinem Sehnen, mit ihm zu leben, bin ich machtlos.

Ich sehe, da liegt Mantaos toter Babykörper. Ich fühle mich verlassen und traurig. Ich ergebe mich unserem Schicksal, lege meinen schweren Kopf neben ihm ab, lasse mich sinken… dabei fühle ich mich schwach und klein und lande wie im Schoß von einem großen weisen Wesen, geborgen und geliebt.

Kontakt mit Mantaos Seele Diese liebevolle Präsenz im Raum zu spüren, rührt mich zutiefst und ermutigt mich, Mantaos Seele anzusprechen.

Früher hatte ich davon gehört, dass die Seele nach dem Tod weiterlebt. Jetzt kann ich Mantaos An~Wesenheit spüren, was für ein Geschenk!

Zeit zu „be~greifen“, was ist Ich bin sehr dankbar für diese ruhige Zeit mit Mantaos Körper. Es ist total natürlich für mich, ihn auch nackt genau anzuschauen, zu beschnuppern und ihn zärtlich zu berühren.

Dabei sehe ich, wie sich die Haut allmählich verändert und be~greife im wahrsten Sinne, dass dieser Babykörper tot ist. Foto 5 Gaias Hände um Mantao

Unsere letzte Fürsorge Am 3.Tag bin ich bereit, Mantaos Körper Mutter Erde zurückzugeben. Es passt, dass wir an diesem Tag mit dem Bestatter im Geburtshaus verabredet sind, mit einem weißen leeren Kindersarg.

Wir legen zuerst den seidenen Wiegenschleier hinein, darauf betten wir Mantaos eingewickelten Körper und schließen den Deckel. Mit dem Gefühl, damit unsere Liebe und letzte Fürsorge für unser Kind ausgedrückt und vollendet zu haben. Abschließend übergeben wir den Sarg dem Bestatter.

Zeit der Leere

Verwaiste Eltern Auf dem Heimweg vom Geburtshaus ohne unser Kind fühlen wir uns verlassen und verloren in der Welt… verwaiste Eltern. Auf die neugierige Frage der freundlichen Bäckersfrau: “Was ist es denn?“ antworte ich: “Ein toter Junge!“ Dem folgt betretenes Schweigen…

Nach unserer innigen Verbindung zu Dritt, die wir in der Schwangerschaft aufgebaut haben und unserem intensiven Erleben um die Geburt, vermissen wir unser Kind jetzt sehr.

Trauernde Mutterbrust Die Wiege und mein Bauch sind leer, meine Brust voll mit Milch. Mantao braucht meine Nahrung und unsere Fürsorge nicht mehr.

Jetzt komme ich dran. Meine Wochenbetthebamme Heike erklärt uns „primäres Abstillen“. Mit täglichem festem Abbinden meiner Brust mit Quarkwickeln für die Rückbildung werde ich von Robert konsequent 1 Woche lang gepflegt. Meine Mutterbrust braucht wohl diese Zeit zum Verstehen, dass kein Baby da ist, um es zu stillen.

Am 31. Mai 1990 feiern wir Mantaos Beerdigung, die wir im Kreis von FreundInnen soweit möglich liebevoll selbst gestalten. Danach haben wir…

Viiiel Zeit …und viiiele Fragen Immer wieder kommen mir Fragen: Warum? Was hab ich falsch gemacht? Hätten wir die Geburt doch einleiten lassen sollen? Wäre unser Kind jetzt bei uns, lebendig? So hatten wir es erhofft! Jetzt ist alles anders! Das hinzunehmen tut weh.

Im Wellengang der Gefühle Diesen Fragen nachspürend fühle ich schmerzliches Sehnen. Ich fühle mich verlassen und verzweifelt; ich habe mein Baby verloren, unabänderlich, unwiederbringlich.

Bei einem Waldspaziergang mache ich meiner Enttäuschung und hilflosen Wut mal lautstark Luft: „Mantao, für dich war alles da! Und wo bist du? Warum nimmst du meine Geschenke nicht an? Ich vermisse dich !!!“

! Wie gut, dass Robert da ist, wir einander haben! In einem Moment wird bei uns verlassenen Eltern das Sehnen so stark, Mantaos Seele zu folgen, durch das Schlafzimmerfenster (im 3.Stock) und die Eiche im Hof, wodurch er nach unserem Empfinden zu uns gekommen war. Wir halten uns aneinander fest, um diesem starken Sog nicht zu erliegen.

Es tut so gut, gemeinsam mit meinem Partner unser Erleben mit Mantao zu er-Innern. So kann ich mit Robert unser Erleben in Schwangerschaft und Geburt immer wieder und wieder im Detail durchgehen. Unsere Wahrnehmungen ergänzen, unsere Entscheidungen überprüfen.

Und dem nachspüren: wie verbunden wir uns zu Dritt gefühlt haben! Wie kraftvoll und klar ich mich in entscheidenden Momenten erlebt habe! Wie viel Liebe da war und ist

Offensichtlich wurde ich nicht als Strafe für Fehlverhalten allein gelassen! Soviel Unterstützung war für mich und uns da, wie gefügt. Dafür bin ich zutiefst dankbar.

“Es ist gut so, wie es ist!“ Im Kontakt mit Mantaos Seele fühle ich mich bestätigt. Auf meine Fragen antwortet eine Stimme in mir: „Es ist gut, wie es ist. Du hast alles richtig gemacht! Du warst mir eine wunderbare Mutter!“

Dabei fühle ich mich in meinem Rücken von liebevoller Energie gestärkt. Das alles hilft mir sehr, mich nicht in einem Teufelskreislauf von Schuldgedanken und -gefühlen festzufahren, sondern mich mit dem Schmerz weiter zu bewegen in Hingabe.

Alles Fliessen lassen In der anfangs täglichen gemeinsamen „Nadabrahma“ – Meditation lassen wir mit dem Atem alle Gefühle fließen… manchmal mit Rotz und Wasser…dabei fühle ich mich weich werden und intensiv lebendig.

Immer wieder wird Liebe spürbar mit einem tiefen Gefühl von Stimmigkeit.

Mantaos Erdenplatz Im Sommer verbringen Robert und ich viel Zeit an „Mantaos Erdenplatz“, den wir bei einem Ahornbaum auf dem Friedhof gefunden haben.

Robert gestaltet auf dem Grab eine Spirale mit dem Abdruck seiner eigenen Hände und 13 Ahornblättern in Ton. Mit einer Tafel aus Ton in Form eines Schmetterlings erinnern wir an: „Mantao zu Gast 27.7.1989 – 13.5.1990“.

„Geh den Weg der Spirale weiter. Was kommt als nächstes?“

Susun Weed in „HeilWeise“

Genau 3 Monate nach Mantaos stiller Geburt beobachte ich, wie ein alkoholkranker Nachbar tot aus dem Haus getragen wird. Ich fühle mich sehr berührt, besinne mich…
Ich entscheide mich für mein Leben! Zu lernen, bewusst zu leben, alles inklusive!

Zeit für mich…Heilungszeit  Meine intensivste Trauerphase um mein Kind rundet sich nach einem Jahr mit dem ersten Gedenktag. Auch danach tauchen immer wieder Schuldgedanken und –gefühle auf. Ich nehme sie als Hinweis auf tiefe Themen in mir, die Erlösung suchen.

Wie lebendig fühle ich mich selbst in meinem Schoß? In meiner Schwangerschaft hatte ich mich mit dem Baby in meinem Bauch lebendig, innig, wohlig und rund gefühlt. Dann starb mein Kind in mir.

Jetzt kommen Fragen an mich: Wie lebendig fühle ich mich selbst in meinem Schoß? Was will da aufgespürt werden? Mit viel Zeit, Aufmerksamkeit und Begleitung kommt lange Verborgenes ans Licht. Gefühle von frühen Verletzungen wollen endlich gefühlt werden. Ich hole mein „Inneres Kind“ aus der Versenkung und zu mir nachhause.

Dabei gewinne ich Schicht für Schicht Raum in mir, mich als Frau in meinem Leib lebendiger zu fühlen, innig, wohlig und rund in mir selbst.

Wofür ist es gut? Viele Jahre vergehen… mit der Zeit gewinne ich mehr und mehr EinSichten, was mir diese außergewöhnliche Erfahrung mit Mantao eröffnet…in mir wachsen Heilung, Frieden und DankbarSein.

Meine Fruchtbarkeit? Vor 1 ½ Jahren wird bei mir eine Zyste im Eierstock entdeckt. Auf meine Frage nach Innen: was ist mit meiner Fruchtbarkeit? kommt sofort: Ich hab ja nur ein totes Kind geboren.

!Oh! Das !Nur! erschreckt mich. Das klingt so, als hätte diese Erfahrung keinen Wert! So wird es oft betrachtet, als etwas, was gar nicht passieren sollte, als Versagen, Tabu! Ich fühle mich bisher in der Welt damit meist unsichtbar.

Erfahrungs~Schatz teilen Ich er-Innere mich so gerne an Mantaos stille Geburt. Im !Wie! wir sie gestaltet und erlebt haben, empfinde ich eine ganz eigene Schönheit… mit so viel Liebe! Was ich dabei und dadurch erfahren durfte, bedeutet mir einen riesengroßen Schatz. Es erfüllt mich, davon mitzuteilen.

Mein Guter Geist Mittlerweile empfinde ich Mantaos Seele als geistigen Begleiter. Beim Schreiben kommt im Kontakt mit ihm endlich Antwort auf meine Frage nach dem ? Warum ?: seine Zeit war um!

Was bleibt: Mantaos Geschenke
„Empfange die Geschenke der Existenz, auch wenn du dich über die Verpackung wunderst.“ „Vivation“- Blickwinkel
* Mantaos Kommen hat mein Mutterherz geöffnet. In unserer innigen Verbindung erlebe ich mich sehr kraftvoll und klar, seinen Empfang und Abschied liebevoll zu gestalten. Mich daran zu er – Innern stärkt mein Vertrauen in die Kraft der Liebe und den einzigartigen und vielseitigen Ausdruck meines FruchtbarSeins.
* Zur richtigen Zeit sind die richtigen Menschen da zu unserer Unterstützung. Das stärkt mein Vertrauen ins Leben, in mein VerbundenSein.
* Mantaos Gehen hat in mir einen Damm gebrochen. Auch lange zurückgehaltene Tränen können fließen… im Annehmen aller Gefühle wird viel Energie frei und Liebe.
* Ich lerne, dass zum Lieben Kommen und Gehen lassen gehört, Frei lassen…
* Ich entdecke, wie kostbar die mir und uns gegebene Zeit ist und lerne, mein Da ~ Sein voll zu genießen und in Begegnung den Moment auszukosten, Jetzt!
* Meine Furcht vor dem Tod wandelt sich im Erleben in Staunen mit Öffnung zur Geistigen Welt. Ich nehme wahr: was stirbt ist der Körper und Vorstellungen! Die Seele lebt weiter…
* und die Liebe bleibt.

„Tod ist Verwandlung. Alles wandelt sich.
Nichts bleibt wie es ist. Nichts geht verloren.
Was bleibt: Bewusst~Sein, Allumfassende Liebe.“
Gabriele Gaia am Tag der Beerdigung, 31.5.1990

Diesen Beitrag schreibe ich voller Dankbarkeit für Mantaos Besuch und für die Unterstützung, die für uns da war und ist. Als Gastartikel für die Website von Demian zur Strassen: demianzurstrassen.com
Ergänzung zum Kapitel „Traurigkeit“ in Demians neuem Buch „Verborgenes Gold“

Gaia Gabriele Eufinger, Witzenhausen im Mai 2024 Kontakt:
Link zum Institut von Petra Hugo : www.trauer–wege-leben.de